Hansen Theodor, Dorffotograf

Dorffotograf Theodor Hansen mit Ehefrau vor seinem Wohnhaus Foto: Archiv Heimatverein

Theodor Hansen (*1882  †1962) ist schon 50 Jahre alt, als er 1932 mit seiner Frau Frieda nach Wulfen kommt. Er hat eine Kamera dabei, die mit fotografischen Trockenplatten arbeitet. Theodor und Frieda Hansen wohnen im Dorf 14, heute Burgring 4.

In Wulfen füllt Theodor eine Lücke:
Für die nächsten 25 Jahre wird er hier der Dorffotograf sein.

Er setzt Wulfener Familien ins Bild, er fotografiert Schulabgänger. Theodor Hansen arbeitet stets sehr sorgfältig. Um ein einziges Familienfoto bei Polizeihaupt-wachtmeister Inhester aufzunehmen, braucht er bei wechselndem Sonnenlicht z.B. den ganzen Nachmittag.
Theo Hansen kennt Bernhard Inhester gut, denn seit 1935 arbeitet er in seiner Nachbarschaft. Theodor ist der Verwalter des Wulfener Heimatmuseums im Haus Wilms am Bahnhof.
Während des Krieges wohnen die Hansens Dimke 14 1/2. Das Haus wird 1941 von Brandbomben getroffen und 1944 zerstört. Zu der Zeit ist Theo Hansen einer von zwei Spritzmeistern in Wulfen. Bei ihm in Dimke steht ein Besprühungsgerät. Theodors größter Feind ist der Kartoffelkäfer.

Sein bekanntestes Bild zeigt die am 22.03.1945 zerstörte Matthäuskirche

Ab 1946 wohnen Hansens in der Nähe des heutigen Sportplatzes im Dorf 190 a, heute Im Hundel 22. Ihr Haus wird als Baracke beschrieben. Theo ist nun Baumwärter im Wulfener Obst- und Gartenbauverein.

Er betreut oft die Knaben der Matthäusschule bei ihren jährlichen Nisthöhlenwettbewerben.

Theodor Hansen wird jetzt im Dorf „Opa Hansen“ genannt. Opa Hansen arbeitet auch für den Schützenverein. Er überwacht das Übungsschießen. Der erste Kugelfang an der Vogelstange wird von ihm gebaut.
Theo Hansen ist kein Mitglied des Schützenvereins, geht aber bei jedem Schützenfest im Festzug mit. Er trägt dabei einen Südwesterhut und einen „gelben Anzug“. Ist es der Anzug des Kolonialkriegerbundes? Möglich wäre es. Theodor Hansen ist tatsächlich Mitglied im Verband der deutschen Kolonialkrieger.

Denn bevor Theo Hansen nach Wulfen kommt, erlebt er in Deutsch Südwestafrika, dem heutigen Namibia, das Abenteuer seines Lebens.
Als Postschaffner fährt er 1914, am Vorabend des ersten Weltkrieges, im Auftrag der Reichspost mit der Gertrud Woermann in die deutsche Kolonie Südwest.

Der Postbeamte Theo Hansen wird dort während des Krieges im Telegrafie-Leitungsbau eingesetzt. Dabei findet er Gefallen an der Jagd, da das Wild zur Fleischversorgung freigegeben ist.

Kurz gerät er in Gefangenschaft und wird im Kriegsgefangenenlager „Aus“ interniert.

Deutsch-Südwest wird Theodor Hansens große Liebe. 1919 wird er von den Briten deportiert. Sein Herz jedoch wird für immer in Südwest bleiben.

Von seinen Besitztümern bleiben Theodor seine Bilder. Es gelingt ihm auch, Andenken mitzunehmen.

Theodor Hansen bringt ebenfalls einige Tagebücher in Sicherheit. Und: Er rettet seinen Südwesterhut!

Opa Hansen wird im Dorf auch „Afrikaforscher“ genannt. In Lichtbildvorträgen für den Heimatverein zeigt er seine Bilder.
Es sind etliche Aufnahmen von eingeborenen Frauen mit bloßen Brüsten dabei. Nicht alle im Dorf sind begeistert davon.

Theodor Hansen stirbt 1962. Er war
– ein schillernder Paradiesvogel
– ein bunter Hund
– Postschaffner
– Kolonialkrieger
– Abenteurer
– Gewerbetreibender
– Gastwirt
– Museumsverwalter
– Spritzmeister
– Baumwärter
– Dorffotograf
– und für immer ein Südwester

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