Overfeld Käthe, Hausmeisterin

Bekannt war Katharina Overfeld in Wulfen nur unter Tante Käthe oder unter Käthe.

Tante Käthe

Katharina Overfeld,
* 08.10.1920 in Hervest-Dorsten,
† 03.12.2018 in Lembeck

Aufgewachsen ist Tante Käthe in Hervest-Dorsten. Sie leistete ihren Dienst als Pflichtjahrmädchen in Wulfen auf der Erwiger Höfe, auf dem Hof von Alfons und Gertrud Overfeld ab. Danach blieb sie der Familie Overfeld mit den 4 Kindern (Gertrud, Mechthild, Norbert und Alfons) noch einige Jahre treu. Im Anschluss daran ging sie zurück nach Hervest und lebte von „Putzstellen“.

Tante Käthe lebte in einer Nachkriegszeit, in der die Frauen die Leidtragenden des Krieges waren. Die Frauen in der damaligen Zeit waren körperlich und psychisch stark belastet und waren die primären Stützen der Gesellschaft.

Auf dem Hof Overfeld lernte Tante Käthe dann auch ihren Mann Hermann kennen. Er wurde im Krieg verletzt und war stark gezeichnet durch die Kriegsgefangenschaft.

Ein großes Ziel vom damaligen Bürgermeister Johann Schonebeck war es, dass alle Wulfener gut versorgt waren.

Daher wurde damals genau überlegt, mit wem die Hausmeisterstelle an der Matthäusschule neu besetzt werden konnte. Hermann Overfeld erging es, wie vielen anderen Männern auch, dass er die Stelle aufgrund der Kriegsverletzungen nicht antreten konnte. Da kam Tante Käthe ins Spiel. Der damalige Standesbeamte Otto, Alfons Overfeld und Bürgermeister Johann Schonebeck fädelten es so ein, dass Tante Käthe offiziell 1955 die Stelle als Hausmeisterin antrat.

Aufgrund dessen mussten Tante Käthe und Onkel Hermann kurzfristig heiraten. Die Ehe blieb kinderlos. Bis zur Fertigstellung der Hausmeisterwohnung direkt an der Schule wohnten beide in einer Wohnung über dem alten Standesamt.

Die damals übliche Schulspeisung war zu Beginn von Tante Käthes Hausmeistertätigkeit beendet. Dafür war es aber üblich, dass am Samstag regelmäßig im Keller der Matthäusschule gebadet wurde. Die Brausen und Wannenbäder durften von der Dorfbevölkerung benutzt werden. Verantwortlich dafür war das Hausmeisterehepaar.

Als Hausmeister waren beide nicht nur für die Belange der Schule zuständig. Auch die Vereine, die die Turnhalle nutzten, standen in engem Kontakt zum Hausmeisterpaar.  Den Erzählungen nach wurden in der Pause auch schon mal Fahrradreifen geflickt, oder aber auch durch Tante Käthe diskret Hygieneartikel an Schülerinnen verteilt.

Und haben sich Schüler der Matthäusschule während der Schulzeit, oder in der Freizeit, mal schlecht benommen, kamen die mahnenden Worte von Tante Käthe: „Ich kenne deine Eltern, deinen Lehrer und den Rektor!“ Das waren noch Worte, die bei den Schülern Wirkung zeigten.

Mit einem strengen, respekt- und auch liebevollen Umgang war Tante Käthe bis zur Pensionierung fast 25 Jahre Hausmeisterin der Hauptschule. Sie galt als heimliche Chefin der Schule und hat Wulfen über viele Jahre im Hintergrund geprägt. Bis im hohen Alter war es bezeichnend für Tante Käthe, dass sie sich für Schwächere, Ordnung, gutes Benehmen und Gerechtigkeit stark gemacht hat.

Bis zu Beginn ihrer Demenzerkrankung im Jahr 2008 wohnte Tante Käthe noch eigenständig in Wulfen, Frankenstraße 6, mit Blick auf IHRE Schule.

Eine kurze Erinnerung an unsere Tante Käthe. Erst nach ihrem Tod wurde mir bewusst, was Tante Käthe in ihrem vom Krieg geprägten Leben geleistet hat und dass sie unbewusst eine Vorreiterin der emanzipierten Frauen war.

Wulfen im April 2019, Barbara Simon (geb. Overfeld)