Heiligenhäuschen Wauert

An der Straße „Im Wauert“, in der Nähe des Hofeinganges Heidermann, steht ein Heiligenhäuschen, worin auf einem altarähnlichen Unterbau eine Christusstatue steht. Es wird von der Nachbarschaft Wauert und den unmittelbar dort wohnenden Anliegern baumäßig betreut. Zum alljährlichen Fronleichnamsfest wird es zudem mit Blumen, Grün und Birkenstauden für die kirchliche Prozession als Bet- und Segenstation geschmückt.

Nach der „Brunnschen Chronik“ wurde das Heiligenhäuschen im Jahr 1879 für 100 Taler errichtet. Bis zum Jahr 1917 stand es auf der anderen Seite der Straße neben dem Hof Hemker. Mit Einsatz von Französischen Kriegsgefangenen wurde das Gebäude abgebrochen und überwiegend mit denselben Materialien an der jetzigen Stelle wieder aufgebaut.

In den letzten Jahren vor 1980 wurde die im Heiligenhäuschen untergestellte Christusfigur mehrmals geraubt oder zerstört. Von der Nachbarschaft Wauert in Verbindung mit der Kirchengemeinde St. Matthäus wurde darauf festgelegt, den Eingang des Häuschens durch eine stabile Eisenpforte abzusichern und ein hölzernes Christusbildnis anfertigen zu lassen, das befestigt angebracht werden kann.

Für die Schnitzarbeit der Christusfigur wurde der Standbalken des früheren Pelzer-Kreuzes verwendet. Das Pelzer-Kreuz war, wie die Brunnsche Chronik berichtet, seit dem Jahr 1875 in einem Kapellchen in der Nähe der früheren Kaplanei am Orthöver Weg aufgestellt. In den Jahren nach dem ersten Weltkrieg wurde das Kapellchen wegen des Ausbaues des Orthöver Weges und der Errichtung des Kriegerehrenmals abgebrochen.

Die Rückseite des Christusbildnisses „Jesus unsere Hoffnung“ enthält folgende Inschrift: „Dieses Christusbild ist aus dem Stammholz des „Pelzer-Kreuzes“ angefertigt. Das Kreuz wurde im Jahr 1875 von Heinrich Buddenbrock gen. Pelzer für ein Gelöbnis gespendet, von ihm zu Fuß vom Wallfahrtsort Kevelaer nach Wulfen geholt und in der Nähe der früheren Kaplanei am Orthöver Weg aufgestellt. Bei der Anlage des Kriegerehrenmals im Jahre 1925 wurde es abgebaut und in der Pfarrkirche untergebracht. In den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg diente es als Friedhofskreuz im Kottendorferfeld.

Das Bild wurde im Auftrag des Pfarrers Karl Pilatus – Kath. Kirchengemeinde St. Matthäus – vom Wulfener Heinrich Grewer geschnitzt und im Mai 1980 im Heiligenhäuschen beim Bauern Heidermann aufgestellt.

Im Frühjahr 1993 wurde das Heiligenhäuschen wegen aufgetretener Witterungsschäden renoviert. Das Fundament wurde isoliert, die Fugen des Mauerwerks und der Innenputz erneuert und das Dach mit einer neuen Kupferabdeckung versehen. Die Arbeiten wurden von den Mitgliedern der Nachbarschaft Wauert ausgeführt und die Materialkosten mit Spenden gedeckt.

(Auszug aus Heimatkalender 1994, Heinrich Grewer „Das Heiligenhäuschen „Im Wauert“ in Wulfen“, S. 51 – 53)

Restauration 2012, 2013

Juli 2012
Dorfnachbarschaft feiert Richtfest

Richtfest Bildstock Wauert
Foto: G. Bludau
Richtfest Bildstock Wauert
Foto: G. Bludau
Richtfest Bildstock Wauert
Foto: G. Bludau
Richtfest Bildstock Wauert
Foto: G. Bludau

Seit dem Abriss des traditionellen Wulfener Heiligenhäuschen im September 2011 laufen die Arbeiten für denWiederaufbau unweit des alten Standortes im Wauert. Trotz des durchwachsenem Wetters der letzten Woche wurde es nun geschafft, den Dachstuhl in Eigenleistung wieder aufzubauen. Dies wurde durch die Dorfnachbarschaft Wauert mit einem gebürtigen Richtfest gefeiert. Dochbevor es soweit war, mussten noch ein paar traditionelle Handlungen in die Tat umgesetzt werden. So durfte zunächst Hanni Heidermann, als Hausherrin des angrenzenden Bauernhofes, auf dem auch der Bildstock steht, die letzte Schraube eindrehen. Anschließend verlass Kalle Lutz, als Baukoordinator, den Richtspruch unter dem Beifall der anwesenden Nachbarschaft. Abschließend wurde mit Korn auf das gute Gelingen und die Standfestigkeit des neuen Bauwerks angestoßen. Nach diesem Akt wurde sich gemütlich zusammen gesessen und besprochen wie es in den kommenden Wochen weiter gehen soll. Nach bisherigem Planungstand sollen die Arbeiten am Bildstock, der im Original bereits im Jahre 1879 hier stand, bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, so dass er im kommenden Jahr im neuen Glanz erstrahlt.

Ein Grund für den Standortortwechsel und den Wiederaufbau des Heiligenhäuschens ist eine weit über 300 Jahre alte Eiche, die dem Bildstock seinen Standort streitig macht. Der Baum wurde im Laufe der Jahre immer mächtiger. Die Dorfnachbarschaft Wauert, die schon seit je her das Häuschen betreut, hat sich deshalb entschlossen, es um einige Meter zu versetzen. Das aus dem Jahre 1879 stammende Haus, wurde im Jahre 1917 schon einmal versetzt und musste nun für den erneuten Standortwechsel komplett abgebaut werden.

(Lokalkompass, 21.07.2012)

Mai 2013
Bildstock erstrahlt in neuem Glanz

Foto: G. Bludau
Foto: G. Bludau

Seit dem Abriss des traditionellen Heiligenhäuschens an der Ecke Linnertweg / Im Wauert sind fast 19 Monate vergangen. Doch mit der gleichen Nachhaltigkeit, mit der sich die Nachbarschaft Wauert für dieses für sie ehrgeizige Projekt eingesetzt hat, wurde das Heiligenhäuschen nun vollendet.

„Fertig!“, treffender hätte Kalle Lutz es nicht formulieren können und blickt dabei in die zufriedenen Gesichter seiner Mitstreiter Jupp Schlagenwerth und Pit Brzezinski, denn mit dem Anbringen des Kupferkäppchens an der Dachkonstruktion ist auch das letzte fehlende Teil an seinen Platz gerückt.

Nicht wirklich weit weg von seinem bisherigen Standplatz erstrahlt der wiedererrichtete Bildstock, wie die offizielle Grundbuchbezeichnung lautet, in alter und doch neuer Pracht. Auch die nicht weg zu denkende Eiche hat keinen Schaden gelitten, lediglich ihre erdrückende Nähe wurde ihr genommen. Die Notwendigkeit Eiche und Heiligenhäuschen auseinander zu bringen war seit langem deutlich zu erkennen.

Schien es dem Betrachter doch so, als ob sich die Eiche auf den Bildstock stützen wollte. Das wäre über kurz oder lang katastrophal für das schwächere Gebäude ausgegangen. Folgerichtig hat die Nachbarschaft Wauert sich ihrer Verantwortung gestellt und sich in Einklang mit der Familie Heidermann, dem Heimatverein Wulfen und der katholischen Kirchengemeinde St. Matthäus daran gemacht, den Missstand durch Versetzen des Bildstockes zu verändern. An freiwilligen Helfern aus den eigenen Reihen fehlte es nicht.

Auch fanden sich erfreulich viele Wulfener Mitbürger und Firmen, die mit sachlicher und finanzieller Unterstützung die Umsetzung möglich und machbar werden ließen. Mit Vorsicht wurde der Abriss, richtig wäre eher Abbau, begonnen, wollten die Beteiligten doch einen Einsturz vermeiden. Aber mit der Freilegung und Einsicht in die gesamte Konstruktion stieg die Sicherheit der Arbeiten. Noch brauchbare Teile wurden gelagert, der Altar zwischenzeitlich bei Familie Heidermann sorgsam untergebracht. Nach geschätzten 800 Stunden Manpower befindet sich das Heiligenhäuschen da, wo es nach Aussage berufener Beobachter mindestens für 100 Jahre unbehelligt bleiben kann und dann das macht, wozu es immer gedacht war: ein Ort zum Verweilen für all diejenigen, die einen Platz der Einkehr in unserer hektischen Zeit zu schätzen wissen.

Offiziell gesegnet wird das Heiligenhäuschen bei dem Feldgottesdienst auf dem Hof Heidermann am 5. Mai 2013. Dabei kommt der vom Vorsitzenden des Heimatverein Wulfen, Johannes Krümpel, neu angefertigte Altar zu seinem ersten Einsatz. Daran anschließend sorgt die Nachbarschaft Wauert für das leibliche Wohl derjenigen, die bei einem Bier und/oder Würstchen den Bildstock gebührend bewundern wollen.

Danke sagen möchte die Nachbarschaft Wauert all den Mitgliedern und Freunden, die in jedweder Form dieses Projekt unterstützt haben. Danke auch für die finanziellen Zuwendungen der katholischen Kirchengemeinde St. Matthäus, des Heimatvereins Wulfen, der Familie Fritz Heidermann, des Fuhrunternehmens Humbert, des Malerbetriebes Schonebeck, der Fa. Kensy Inh. Th. Holtrichter, des Baustoffhandels Heiming, der Fa. Heinz Diekert, des ehem. Schuhhauses Harding, der Fa. Brokamp und der hiesigen Provinzial-Geschäftsstelle Rommeswinkel & Huthmacher, ohne die die Umsetzung nur schwer möglich gewesen wäre.

(Lokalkompass, 25.04.2013)